29. Juli 2024

Die Kreislaufwirtschaft (circular economy) wird nach 2030 eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Quelle zur Rohstoffversorgung der europäischen Wirtschaft sein. Das gilt nicht nur für die Versorgung mit Metallen, sondern auch für nicht-fossilen Kohlenstoff. Was ist mit dem fossilen Kohlenstoff im Bestand (Kunststoffe)? Nur wenn er im Kreis geführt wird, wird er nicht klimawirksam. Allerdings sind derzeit keine belastbaren Daten zur Substitution von Neu-Kunststoffen („virgin plastic“) durch Rezyklate (closed loop-Recycling) für die relevanten Kunststoffeinsatzbereiche (Verpackungen, Bauprodukte, Elektro- und Elektronikaltgeräte, Fahrzeuge) verfügbar. Die aus klimapolitischer Sicht erforderliche Rohstoffwende („Defossilisierung”) der Kunststoff- bzw. Chemieindustrie wird u. E. nur gelingen können, wenn das physikalische und chemische Recycling zukünftig auf das Substituieren von „virgin plastic“ ausgerichtet wird. Ein Problem stellen dabei die im Bestand in langlebigen Kunststoffprodukten enthaltenen Additive dar. Viele dieser Substanzen sind mittlerweile verboten oder stark reglementiert (legacy additives). Beim mechanischen (werkstofflichen) Recycling werden die Additive in der Regel mit-rezykliert. Die Datenlage zur Belastung von Rezyklaten aus Altkunststoffen mit gefährlichen bzw. verbotenen Stoffen gibt Anlass zur Besorgnis. Aufgrund der Datenlage und ihrer toxikologischen Bewertung empfehlen wir ein Moratorium für die Verwendung von Rezyklaten für Produkte, die eine hohe „Nutzernähe“ aufweisen (Kontakt-sensitive Produkte wie Lebensmittelverpackungen, Küchenutensilien, Spielzeuge, Textilien, Indoor-Produkte). Rezyklate aus geschlossenen, überwachten Produktkreisläufen sollten diesem Moratorium nicht unterliegen.

Der Beitrag von Uwe Lahl, Dirk Lechtenberg und Barbara Zeschmar-Lahl ist heute in der Zeitschrift Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft (2024), 76, 7–8 erschienen. 

ÖWAW (2024) 76, 7–8