Über Barbara Zeschmar-Lahl

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Global Framework on Chemicals: Arbeit am deutschen Beitrag

8. April 2025

Seit wenigen Wochen arbeitet die BZL GmbH als Teil eines Konsortiums an einem Projekt, das nachhaltige Chemie als Teil der globalen Transformation im Sinne der UN-Agenda 2030 voranbringen wird. Das Forschungsvorhaben „Roadmap to 2030“ (Auftraggeber: Umweltbundesamt, FKZ: 3724 65 701 0) hat zum Ziel, mögliche Beiträge Deutschlands zur Umsetzung des GFC zu identifizieren und vorzubereiten.

Drei Schwerpunkte beim deutschen Beitrag für GFC

In Abstimmung mit dem Auftraggeber werden wir mit Akteuren aus der Chemieindustrie, Recyclingunternehmen, Verbraucher- und Umweltorganisationen versuchen, zu einem möglichst breit getragenen Konsens zu kommen – es geht um

  • die „Defossilisierung der chemischen Industrie“, wobei die Möglichkeiten und Hindernisse für die Versorgung der deutschen chemischen Industrie von fossilen zu erneuerbaren Kohlenstoffquellen im Mittelpunkt stehen,
  • einen methodischen Rahmen, um Alternativenprüfungen für die Stoffsubstitution in Richtung auf „inhärent sichere Chemikalien“ auf eine wissenschaftlich breit akzeptierte Grundlage zu stellen,
  • die Nutzung des Digitalen Produktpasses als Informationsmedium für Additive in Kunststoffen mit einem besonderen Fokus auf Zusätze für Rezyklate, also Plastik aus der stofflichen Verwertung von Abfällen.

Wir freuen uns, dass wir diese Aufgabe gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen angehen, die bereits bei der Erarbeitung geeigneter Indikatoren für SAICM bzw. die Nachfolge-Organisation GFC mit beteiligt waren: das Center for Sustainable Consumption and Production (CSCP), die N3 Nachhaltigkeitsberatung Dr. Friege & Partner und die Akademie Dr. Obladen.

Wir werden zahlreiche Fachleute ansprechen und auch an dieser Stelle über Fachkonferenzen informieren, die im Zuge des Projekts geplant sind. Weitere Informationen zum Projekt können Sie diesem Informationsblatt entnehmen.

Siehe auch unsere News vom 1.10.2024 und unsere Publikation aus dem Jahr 2024:

Friege H., Heidbüchel E., Zeschmar-Lahl B.: Nachhaltigkeitsindikatoren für Chemikalienmanagement. Beiträge zu anstehenden Entwicklungsarbeiten im neuen Global Framework for Chemicals. Herausgeber: Umweltbundesamt.

Weitere Links:

Third-generation biodegradable plastics – A complementary strategy to tackle the marine litter problem (2025)

Im Jahr 2022 hat das weltweit produzierte Kunststoffaufkommen 400 Millionen Tonnen erreicht. Schätzungsweise 3-5 % dieser Menge landen in der Umwelt, wo sie eine erhebliche Bedrohung für die Ökosysteme und die Artenvielfalt darstellen. Littering ist ein wachsendes globales Problem; es erfordert einen kombinierten Ansatz, um seine Ursachen zu bekämpfen und seine Auswirkungen zu verringern. Es gibt verschiedene Strategien zur Bekämpfung von Littering. Aber selbst bei einer sofortigen und konzertierten Aktion zur Verringerung des Verbrauchs von Kunststoffen werden bis 2040 kumulativ mehr als 700 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die aquatischen und terrestrischen Ökosysteme gelangen. Selbst wenn die Abfallwirtschaftssysteme verbessert werden, reichen die Kapazitäten auf globaler Ebene nicht aus, um die riesigen Mengen an Kunststoffen, die in die Umwelt gelangen, zu bewältigen. Insbesondere für Kunststoffe, die vorhersehbar und unvermeidlich in die Umwelt gelangen, wo sie Hunderte von Jahren überdauern können („ewige“ Kunststoffe), ist eine Lösung erforderlich. Biologisch abbaubare Kunststoffe, die die Kriterien von ‚Safe and Sustainable by Design‘ (SSbD) erfüllen, bieten Innovationsperspektiven und können eine ergänzende Strategie zur Bewältigung des ‚marine litter‘-Problems sein.

Lahl, R., Bleischwitz, R., Lahl, U., Zeschmar-Lahl, B. (2025): Third-generation biodegradable plastics – A complementary strategy to tackle the marine litter problem. Sustainable Chemistry and Pharmacy 2025, 44, 101925. https://doi.org/10.1016/j.scp.2025.101925

Third-generation biodegradable plastics—A complementary strategy to tackle the marine litter problem

24. Februar 2025

Im Jahr 2022 hat das weltweit produzierte Kunststoffaufkommen 400 Millionen Tonnen erreicht. Schätzungsweise 3-5 % dieser Menge landen in der Umwelt, wo sie eine erhebliche Bedrohung für die Ökosysteme und die Artenvielfalt darstellen. Littering ist ein wachsendes globales Problem; es erfordert einen kombinierten Ansatz, um seine Ursachen zu bekämpfen und seine Auswirkungen zu verringern. Es gibt verschiedene Strategien zur Bekämpfung von Littering. Aber selbst bei einer sofortigen und konzertierten Aktion zur Verringerung des Verbrauchs von Kunststoffen werden bis 2040 kumulativ mehr als 700 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die aquatischen und terrestrischen Ökosysteme gelangen. Selbst wenn die Abfallwirtschaftssysteme verbessert werden, reichen die Kapazitäten auf globaler Ebene nicht aus, um die riesigen Mengen an Kunststoffen, die in die Umwelt gelangen, zu bewältigen. Insbesondere für Kunststoffe, die vorhersehbar und unvermeidlich in die Umwelt gelangen, wo sie Hunderte von Jahren überdauern können („ewige“ Kunststoffe), ist eine Lösung erforderlich. Biologisch abbaubare Kunststoffe, die die Kriterien von ‚Safe and Sustainable by Design‘ (SSbD) erfüllen, bieten Innovationsperspektiven und können eine ergänzende Strategie zur Bewältigung des ‚marine litter‘-Problems sein.

Lahl, R., Bleischwitz, R., Lahl, U., Zeschmar-Lahl, B. (2025): Third-generation biodegradable plastics – A complementary strategy to tackle the marine litter problem. Sustainable Chemistry and Pharmacy 44, 101925. https://doi.org/10.1016/j.scp.2025.101925

 

Sustainable Chemistry and Pharmacy 44, 101925

DGAW-Podcast Folge 41 – Gefährliche Stoffe in Rezyklaten

2. Oktober 2024

Neue Kunststoffe bestehen aus immer komplexeren Additivrezepturen und Polymeren. Kann das Recycling von gemischten Verpackungskunstoffen neue Produkte überhaupt noch sicher machen oder ist der Rezyklat-Einsatz in verbrauchernahen Produkten sogar gefährlich? Darüber diskutieren in dieser Folge des DGAW-Podcasts Dr. Ines Oehme vom Umweltbundesamt und Prof. Dr. Uwe Lahl, moderiert von Marvin Müller vom Studio Grüner Ton.

Zum Podcast:

Weitere Veröffentlichungen zum Thema:

  • Lahl U., Zeschmar-Lahl B. (2024): Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability. Sustainability 2024, 16, 6630. ONLINE

  • Lahl U., Lechtenberg D., Zeschmar-Lahl B. (2024): Kunststoffe in der Abfallwirtschaft – closing the loop? Österr Wasser- und Abfallw (2024) 76, 7–8. ONLINE

  • Lahl U., Lechtenberg D., Zeschmar-Lahl B. (2024): Kunststoffrecycling und gefährliche Stoffe – RISK CYCLE. Müll und Abfall 4, 195–204 – Beitrag basierend auf der Erstveröffentlichung in Abfallwirtschaft und Energie 1 (2024)

    • Müll und Abfall 4 (2024) ONLINE

    • Abfallwirtschaft und Energie 1 (2024) ONLINE

Nachhaltige Chemie: Indikatoren für das Globale Chemikalien-Rahmenwerk (GFC) auf dem Weg

1. Oktober 2024

Auf dem Weltgipfel der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002 wurde vereinbart, bis zum Jahr 2020 die schädlichen Auswirkungen von Chemikalien auf Mensch und die Umwelt zu minimieren. Zur Umsetzung dieses sogenannten ‚2020-Ziels‘ wurde 2006 der ‚Strategische Ansatz für ein Internationales Chemikalienmanagement‘ (SAICM) geschaffen. Da das Mandat für SAICM 2020 endete, wurde bereits 2015 mit den Arbeiten an einem Nachfolge-Rahmenwerk begonnen. U.a. wegen der COVID-Pandemie zogen sich die Verhandlungen über die konkrete Ausgestaltung in die Länge. Schließlich wurde zum Abschluss der 5. Internationalen Chemikalienkonferenz (ICCM5) am 30. September 2023 in Bonn unter deutscher Präsidentschaft das ‚Global Framework on Chemicals‘ (GFC) mit der ‚Bonn Declaration for a Planet Free of Harm from Chemicals and Waste‘ angenommen.

Dabei wurde dem GFC auch das Mandat erteilt, Indikatoren für die von der Konferenz angenommenen Ziele und Vorgaben zu entwickeln. Diese Aufgabe wird nun in Angriff genommen. Die GFC kann sich dabei auch auf die Ergebnisse unseres Projekts zu Indikatoren für das zukünftige globale Chemikalien- und Abfallmanagement stützen, das vom Umweltbundesamt in Auftrag gegeben wurde. In Kürze: Die Indikatoren verbinden das Konzept der nachhaltigen Chemie mit den Erfordernissen eines vernünftigen Umgangs mit Chemikalien und Abfällen. Eine Liste der 23 wichtigsten Indikatoren aus diesem Projekt wurde kürzlich vom deutschen Vertreter in der zuständigen Arbeitsgruppe, Dr. Christopher Blum (Umweltbundesamt), in das GFC eingebracht. Wir freuen uns, dass die in diesem Projekt entwickelten Indikatoren nun als eine Grundlage für die zuständige GFC-Arbeitsgruppe (Open-Ended Ad Hoc Group on Measurability and Indicators) dienen. Wir wollen diesen wichtigen Ansatz des GFC weiter unterstützen und planen daher eine wissenschaftliche Publikation, in der die im Projekt entwickelten Indikatoren im Kontext der globalen chemiepolitischen Diskussion vorgestellt werden.

Friege H., Heidbüchel E., Zeschmar-Lahl B.: Nachhaltigkeitsindikatoren für Chemikalienmanagement. Beiträge zu anstehenden Entwicklungsarbeiten im neuen Global Framework for Chemicals. Herausgeber: Umweltbundesamt.

Weitere Links:

Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability (2024)

Die Komplexität der Kunststoffpolymere und noch mehr der Additive hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies erschwert die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen erheblich, vor allem bei gemischten Kunststoffabfällen. Einige Additive sind inzwischen aus guten Gründen streng reglementiert oder sogar ganz verboten worden („Legacy Additives“). Bei der stofflichen oder werkstofflichen Verwertung werden in der Regel Altkunststoffe verwendet, die diese Stoffe noch enthalten. Folglich sind Produkte, die aus solchen Rezyklaten hergestellt werden, mit diesen Schadstoffen verunreinigt. Dies stellt eine große Herausforderung für die Nachhaltigkeit dar, denn es besteht ein Zielkonflikt zwischen dem Schutz der Gesundheit der Verbraucher, insbesondere der gefährdeten Bevölkerungsgruppen, der Schonung der Ressourcen und dem Recycling, der Reinhaltung der Stoffkreisläufe und der Zerstörung von Schadstoffen bzw. der Verbringung in eine sichere letzte Senke. Im Hinblick auf das erste Ziel empfehlen wir, bis auf weiteres auf die Verwendung von kontaminierten Rezyklaten für Produkte mit intensivem Verbraucherkontakt („Kontakt-sensitive Produkte“) zu verzichten.

In unserem aktuellen Beitrag „Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability“ zeigen wir zudem auch, dass die klimapolitischen Herausforderungen für die Kunststoff- (und Chemie-) Industrie eine Defossilisierung („feedstock change“) erfordern. Diese Transformation kann nur gelingen, wenn in Zukunft ausschließlich Kreislaufwirtschaft betrieben wird; Rezyklate sollen primär Neuware ersetzen. Für die stoffliche bzw. werkstoffliche Verwertung bedeutet dies, dass dies nur funktionieren kann, wenn Altkunststoffe mit hoher Homogenität und bekannter Rezeptur getrennt gesammelt werden, wie es bei PET-Flaschen bereits heute der Fall ist. Ziel dieses Beitrags ist es, die zunehmende Komplexität von Kunststoffpolymeren und -additiven, insbesondere von Legacy-Additiven, zu verdeutlichen, die eine gesetzgeberische Neuausrichtung des heutigen werkstofflichen Recyclings erzwingen wird.

Lahl U.,  Zeschmar-Lahl B. (2024): Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability. Sustainability 202416, 6630. https://doi.org/10.3390/su16156630

Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability

2. August 2024

Die Komplexität der Kunststoffpolymere und noch mehr der Additive hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies erschwert die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen erheblich, vor allem bei gemischten Kunststoffabfällen. Einige Additive sind inzwischen aus guten Gründen streng reglementiert oder sogar ganz verboten worden („Legacy Additives“). Bei der stofflichen oder werkstofflichen Verwertung werden in der Regel Altkunststoffe verwendet, die diese Stoffe noch enthalten. Folglich sind Produkte, die aus solchen Rezyklaten hergestellt werden, mit diesen Schadstoffen verunreinigt. Dies stellt eine große Herausforderung für die Nachhaltigkeit dar, denn es besteht ein Zielkonflikt zwischen dem Schutz der Gesundheit der Verbraucher, insbesondere der gefährdeten Bevölkerungsgruppen, der Schonung der Ressourcen und dem Recycling, der Reinhaltung der Stoffkreisläufe und der Zerstörung von Schadstoffen bzw. der Verbringung in eine sichere letzte Senke. Im Hinblick auf das erste Ziel empfehlen wir, bis auf weiteres auf die Verwendung von kontaminierten Rezyklaten für Produkte mit intensivem Verbraucherkontakt („Kontakt-sensitive Produkte“) zu verzichten.

In unserem aktuellen Beitrag „Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability“ zeigen wir zudem auch, dass die klimapolitischen Herausforderungen für die Kunststoff- (und Chemie-) Industrie eine Defossilisierung („feedstock change“) erfordern. Diese Transformation kann nur gelingen, wenn in Zukunft ausschließlich Kreislaufwirtschaft betrieben wird; Rezyklate sollen primär Neuware ersetzen. Für die stoffliche bzw. werkstoffliche Verwertung bedeutet dies, dass dies nur funktionieren kann, wenn Altkunststoffe mit hoher Homogenität und bekannter Rezeptur getrennt gesammelt werden, wie es bei PET-Flaschen bereits heute der Fall ist. Ziel dieses Beitrags ist es, die zunehmende Komplexität von Kunststoffpolymeren und -additiven, insbesondere von Legacy-Additiven, zu verdeutlichen, die eine gesetzgeberische Neuausrichtung des heutigen werkstofflichen Recyclings erzwingen wird.

Lahl, U.; Zeschmar-Lahl, B. Material Recycling of Plastics—A Challenge for Sustainability. Sustainability 2024, 16, 6630. https://doi.org/10.3390/su16156630

 

 

 

Sustainability 2024, 16 (15), 6630

Kunststoffe in der Abfallwirtschaft – closing the loop?

Lahl U., Lechtenberg D., Zeschmar-Lahl B. (2024): Kunststoffe in der Abfallwirtschaft – closing the loop?
Österr Wasser- und Abfallw (2024) 76, 7–8. https://doi.org/10.1007/s00506-024-01059-y

Die Kreislaufwirtschaft (circular economy) wird nach 2030 eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Quelle zur Rohstoffversorgung der europäischen Wirtschaft sein. Das gilt nicht nur für die Versorgung mit Metallen, sondern auch für nicht-fossilen Kohlenstoff. Was ist mit dem fossilen Kohlenstoff im Bestand (Kunststoffe)? Nur wenn er im Kreis geführt wird, wird er nicht klimawirksam. Allerdings sind derzeit keine belastbaren Daten zur Substitution von Neu-Kunststoffen („virgin plastic“) durch Rezyklate (closed loop-Recycling) für die relevanten Kunststoffeinsatzbereiche (Verpackungen, Bauprodukte, Elektro- und Elektronikaltgeräte, Fahrzeuge) verfügbar. Die aus klimapolitischer Sicht erforderliche Rohstoffwende („Defossilisierung”) der Kunststoff- bzw. Chemieindustrie wird u. E. nur gelingen können, wenn das physikalische und chemische Recycling zukünftig auf das Substituieren von „virgin plastic“ ausgerichtet wird. Ein Problem stellen dabei die im Bestand in langlebigen Kunststoffprodukten enthaltenen Additive dar. Viele dieser Substanzen sind mittlerweile verboten oder stark reglementiert (legacy additives). Beim mechanischen (werkstofflichen) Recycling werden die Additive in der Regel mit-rezykliert. Die Datenlage zur Belastung von Rezyklaten aus Altkunststoffen mit gefährlichen bzw. verbotenen Stoffen gibt Anlass zur Besorgnis. Aufgrund der Datenlage und ihrer toxikologischen Bewertung empfehlen wir ein Moratorium für die Verwendung von Rezyklaten für Produkte, die eine hohe „Nutzernähe“ aufweisen (Kontakt-sensitive Produkte wie Lebensmittelverpackungen, Küchenutensilien, Spielzeuge, Textilien, Indoor-Produkte). Rezyklate aus geschlossenen, überwachten Produktkreisläufen sollten diesem Moratorium nicht unterliegen.

Kunststoffe in der Abfallwirtschaft – closing the loop?

29. Juli 2024

Die Kreislaufwirtschaft (circular economy) wird nach 2030 eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Quelle zur Rohstoffversorgung der europäischen Wirtschaft sein. Das gilt nicht nur für die Versorgung mit Metallen, sondern auch für nicht-fossilen Kohlenstoff. Was ist mit dem fossilen Kohlenstoff im Bestand (Kunststoffe)? Nur wenn er im Kreis geführt wird, wird er nicht klimawirksam. Allerdings sind derzeit keine belastbaren Daten zur Substitution von Neu-Kunststoffen („virgin plastic“) durch Rezyklate (closed loop-Recycling) für die relevanten Kunststoffeinsatzbereiche (Verpackungen, Bauprodukte, Elektro- und Elektronikaltgeräte, Fahrzeuge) verfügbar. Die aus klimapolitischer Sicht erforderliche Rohstoffwende („Defossilisierung”) der Kunststoff- bzw. Chemieindustrie wird u. E. nur gelingen können, wenn das physikalische und chemische Recycling zukünftig auf das Substituieren von „virgin plastic“ ausgerichtet wird. Ein Problem stellen dabei die im Bestand in langlebigen Kunststoffprodukten enthaltenen Additive dar. Viele dieser Substanzen sind mittlerweile verboten oder stark reglementiert (legacy additives). Beim mechanischen (werkstofflichen) Recycling werden die Additive in der Regel mit-rezykliert. Die Datenlage zur Belastung von Rezyklaten aus Altkunststoffen mit gefährlichen bzw. verbotenen Stoffen gibt Anlass zur Besorgnis. Aufgrund der Datenlage und ihrer toxikologischen Bewertung empfehlen wir ein Moratorium für die Verwendung von Rezyklaten für Produkte, die eine hohe „Nutzernähe“ aufweisen (Kontakt-sensitive Produkte wie Lebensmittelverpackungen, Küchenutensilien, Spielzeuge, Textilien, Indoor-Produkte). Rezyklate aus geschlossenen, überwachten Produktkreisläufen sollten diesem Moratorium nicht unterliegen.

Der Beitrag von Uwe Lahl, Dirk Lechtenberg und Barbara Zeschmar-Lahl ist heute in der Zeitschrift Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft (2024), 76, 7–8 erschienen. 

ÖWAW (2024) 76, 7–8

„Plastics Recycling and Hazardous Substances – Risk Cycle“ auf preprints.org verfügbar

2. Juli 2024

Die Komplexität der Kunststoffpolymere und noch mehr der Additive hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Dies erschwert das hochwertige Recycling von gemischten Kunststoffabfällen erheblich. Einige Additive sind inzwischen aus guten Gründen streng reglementiert oder sogar ganz verboten worden („Legacy Additives“). Bei der stofflichen oder werkstofflichen Verwertung werden in der Regel Altkunststoffe verwendet, die diese Stoffe noch enthalten. Folglich sind Produkte, die aus solchen Rezyklaten hergestellt werden, mit diesen Schadstoffen belastet. Wir empfehlen daher, wie bereits in unserem Beitrag in der Fachzeitschrift Müll und Abfall „Kunststoffrecycling und gefährliche Stoffe – Risk Cycle“ dargelegt, die Verwendung dieser Rezyklate für Produkte mit intensivem Verbraucherkontakt bis auf Weiteres zu vermeiden.

In unserem aktuellen Beitrag „Plastics Recycling and Hazardous Substances — Risk Cycle“ zeigen wir zudem auch, dass die klimapolitischen Herausforderungen für die Kunststoff- (und Chemie-) Industrie eine Defossilisierung („Rohstoffwende“) erfordern. Diese Wende kann nur gelingen, wenn in Zukunft ausschließlich hochwertiges Recycling stattfindet; Rezyklate sollen primär Neuware ersetzen. Dies kann nur funktionieren, wenn Altkunststoffe mit hoher Homogenität und bekannter Rezeptur getrennt gesammelt werden, wie dies bei PET-Flaschen bereits heute der Fall ist. In diesem Zusammenhang weisen wir auch auf Ungereimtheiten in der aktuellen Gesetzgebung zum europäischen Emissionshandelssystem hin.

Der Beitrag von Prof. Dr. habil. Uwe Lahl und Dr. Barbara Zeschmar-Lahl befindet sich derzeit im Review-Verfahren und kann auf preprints.org eingesehen und kommentiert werden.

 

 

Beitrag auf preprints.org
Müll und Abfall 4, 2024

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